BÄRBEL JURKIEWICZ Unsere Gefühle und Empfindungen gegenüber Menschen bestimmen unsere Vorstellungsbilder. Die Fotografie deckt seit Mitte des 19. Jhdts das Bedürfnis nach reinem Abbilden vollends ab. Die malerische Darstellung eines Körpers erschöpft sich jedoch nicht in der genauen Wiedergabe des Naturvorbildes. Vielmehr vermag sie Dinge sichtbar zu machen, die weder Auge noch Kamera in der Natur wahrnehmen können. Diese komplexe  Auffassung vom bildnerischen Tun impliziert, das Darzustellende in Farbe und Form umzusetzen, den  bewussten Einsatz bildnerischer Mittel zu ästhetischer Wirkung zu nutzen, den Eindruck von Körperlichkeit und Bewegung hervorzurufen. Die hier gezeigten Körperdarstellungen bedienen sich der Fotografie lediglich als Malvorlage. Durch die expressive Malweise  werden Spuren innerer Befindlichkeit für den Betrachter sinnlich erfahrbar. Da nicht nur das malerische Tun, einen menschlichen Körper auf Leinwand festzuhalten, sondern auch das Anschauen eines derart fixierten, sonst vergänglichen Körpers durchaus lustvoll sein kann, sind möglicherweise alle der von Kundera gemeinten „kleinen Unsterblichkeit“ einen Schritt näher, denn „alle Lust will Ewigkeit“ (Friedrich Nietzsche).